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Fritz Kukuk
*09. 06.1905 – + 24.12.1987

Vita eines begnadeten Lyrikers

Geboren am östlichen Rand des Eggegebirges im idyllischen Himmighausen in Ostwestfalen.
Im Laufe seines Lebens schreibt der begabte Himmighäuser mehr als 2000 Gedichte, Erzählungen und plattdeutsche Dönekes, die in 15 Bänden stimmungsreich und unterhaltsam mit vielen Zeichnungen seines Freundes, dem Tiermaler und Afrikaforscher Moritz Pathè, festgehalten wurden.

Ohne Rücksicht auf politische Zeitstimmungen oder literarische Moden fügt der gelernte Kaufmann, studierte Bauer und nebenberufliche Gastwirt seine Gedanken, Erfahrungen, Erlebnisse und Meinungen, wie unter einem Zwang, zu jenen Versen, die dem geneigten Leser immer wieder Freude  und Besinnlichkeit zu vermitteln wissen.
Volkstümlich, schlicht und ansprechend fließen die Zeilen seiner Gedichte und Niederschriften; immer wieder beeinflusst durch sein heimatliches Umfeld, seine tiefe Bindung zur Natur, den Eigenwilligkeiten seiner Mitmenschen und nicht zuletzt auch durch erlebte Höhen und Tiefen einer schicksalhaften Vitae.

Fritz Kukuk wird am 9. Juni 1905 im ehemaligen Schluiterhof zu Himmighausen geboren.
Bereits in jungen Jahren hat er im elterlichen Haus in der Landwirtschaft, im Kohlenhandel, in der Fuhrmannskneipe und im Kolonialwarenladen mitzuhelfen.
Mit 14 Jahren schreibt Fritz Kukuk seine ersten Verse. Vier Jahre später erscheint eines seiner ersten Gedichte unter dem Pseudonym „Lit Wildvogel“ im Westfälischen Volksblatt. 1934 erscheint sein erster Gedichtband unter dem Titel: Das Lied der Heimat, den er bescheiden „Gedichte eines kleinen Eggebauern“ nennt.

Block und Bleistift hatte er immer griffbereit; ob bei der Arbeit oder auf dem Nachtkonsölchen, um plötzlich auftauchende poetische Inspirationen unzensiert auf dem Papier festzuhalten.Weil er als Zweitgeborener nicht damit rechnen konnte, einmal das elterliche Anwesen zu übernehmen, absolviert er nach seinem Studium Landwirtschaftswesen in Brakel und einem Sommersemester als Eleve auf dem Klostergut Marienmünster eine kaufmännische Lehre in Essen. Heimwehgeplagt, kehrt er zurück und lernt in Himmighausen den Prälaten Zimmermann vom Clemensheim Bad Driburg kennen, der ihn dazu ermuntert ein Semester als Schnupperkurs für spätberufene Priester zu belegen. Warum er den geistlichen Beruf nicht weiter verfolgt hat, mag wohl am Zölibat gelegen haben.

1933  übernimmt Fritz Kukuk das Himmighäuser Anwesen; zahlt seinen älteren Bruder mit 30.000 Reichsmark aus und überlässt als weitere Mitgift  40 Morgen Land, sowie anteilig Ackergeräte und Viehbestand. Das Geld zur Auszahlung leiht er sich bei seinem Onkel aus Essen, bei dem er in der Lehre war. Ein Drittel der Verbindlichkeiten  werden bis zur Bombardierung von Essen getilgt.
Danach werden die Ratenzahlungen kriegsbedingt eingestellt. Die verbliebenen Verbindlichkeiten werden bei der Währungsreform 1948  „eins zu eins“ auf das Kukuks-Vermögen übertragen. Übrigens eine Belastung, an der Fritz Kukuk zeitlebens zu nagen hatte.

1939 heiratet er seine große Liebe, die einzige Tochter vom Syndikus der Ruhrkohle aus Essen.
Im gleichen Jahr rezitiert der Deutsche Rundfunk Berlin Sein Gedicht „Abend am See“ im Abendprogramm. Ende 1940 verlässt ihn seine Frau mit einem vermeintlich guten Freund.
Ein Ehe-Debakel, das in der damaligen Zeit in seinem kleinen Heimatort für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hat und an dem manch einer hämisch seinen Schnabel wetzen durfte.
Sein Leid darob verarbeitete er in seinen Gedichten: „Sprich zu den Sternen“ und „An schweren Tagen!“
In den letzten Monaten des Krieges findet er in der Kreisbauernschaft Brakel beim Abrechnen von abgelieferten landwirtschaftlichen Produkten die Partnerin für sein weiteres Leben. Sie unterstützt ihn geschäftlich und hilft ihm liebevoll viele absurde Situationen zu meistern.

Vor der Wehrmacht gefeit, weil er durch einen Radunfall in jungen Jahren gehandicapt war; wird er trotzdem gemeinsam mit dem Himmighäuser Ortsvorsteher kurz vor Ende des 2. Weltkrieges zum Volkssturm eingezogen; aus dem beide ungeschoren zurückkommen.Als viele Dichter sich in den Jahren des Dritten Reiches in die irrationalen Nebel der „Deutschtümelei“ von Blut  und Boden verirrten,
zog sich Fritz Kukuk, die NS-Propaganda negierend, auffallend zurück.
Dafür hielt er nach dem zweiten Weltkrieg, als das Wort „Heimat“ in Ungnade gefallen war, am Begriff „Heimat“ wiederholt in seinen Gedichtbänden demonstrativ fest.
Fritz Kukuk konnte aber auch anders als besinnlich und tiefgründig sein.
Eine vergnügt erheiternde Referenz widmet der Ostwestfale der plattdeutschen Sprache in seinen kurzweiligen Büchern „Kinner van Duarpe“ und „Sturm üaver Land!“
In dieser fast vergessenen heimatlichen Mundart zeigt er einmal mehr meisterlich poetisches Formuliervermögen in Vers und Prosa.

Nicht zuletzt beweisen das auch seine humorig formulierten Jagdgedichte,  die sich in der Jubiläumsausgabe „Tief aus dem Brunnen meiner Seele“ wiederfinden.
Fritz Kukuk begriff sich nie als subjektiv formender, schöpferisch gestaltender Lyriker im Sinne der modernen Poesie. Seine Gedichte und Erzählungen sind kein expressives Darstellungsmittel. Selbstgefällige Kritiksucht, wichtigtuerisches Gehabe waren ihm nie zu Eigen.
Er wollte helfen, beraten, empfehlen und nicht schulmeistern. Seinen Zuhörern und Lesern wollte er vermitteln: „Schaut nur, so schön ist unsere Heimat;  bedenkt, so ist das Leben; seht, so geht es in der Welt zu!“

Übrigens, seine Gedichte sind weit über die Grenzen des Weserberglandes bekannt. Sein „Hymnus Europa“ wurde ins Niederländische, Französische, Englische und ins Russische übersetzt und 1978 sogar vertont. Aus Frankeich wird ihm dafür das „Europäische Friedenskreuz“ verliehen. Hochgeehrt wird er von der Akademie Neapel für seine Gedichte “Mein Vaterland“  und Lebensphilosophie“, die ins Italienische übersetzt, als “La mia Patria 1945“ und “Filosofia de Vita“ bekannt sind.

In Großbritannien werden an den höheren Schulen seine Gedichte als Lehrstoff im Deutschunterricht verwendet, weil Reim und Rhythmus stimmen und die Einfachheit der Sprache dazu geeignet ist, die Deutsche Lyrik zu verstehen.

An der Harward Universität  USA doziert Prof. Dr. Roll in den 80er Jahren über das Thema:

„Die Heimatdichtung von Fritz Kukuk – Erforschung der literarischen Werke eine begnadeten Menschen!“ 1980 schlägt der schwedische Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Lars Ingvar Finnrick den  Ostwestfalen für den Literaturpreis vor. Es blieb bei der Nominierung; trotzdem eine hohe Ehre für den Himmighäuser Poeten. Selbst die Bundesrepublik ziert sich nicht, Fritz Kukuk mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren.

Was wäre solchen überregionalen Bewertungen und Ehrungen noch hinzuzufügen?

Himmighausen war sein lebenslanges Domizil.
Für ihn war Himmighausen die Perle am Fuße des Eggegebirges.
Wer seine Gedichte: „Meine Heimat Himmighausen“ – „Märchenstadt Nieheim“ – „Die Emmer“ aufmerksam gelesen hat, um nur einige zu nennen, weiß, wie sehr Fritz Kukuk seine Heimat geliebt und deshalb in besinnliche Poesie  hat umsetzten können.
Sein dichterisches Schaffen ist ein bleibendes Andenken für Freunde der Poesie in der Heimat und in der weiten Welt.
Wer mehr darüber erfahren möchte, findet in der Jubiläumsausgabe „Tief aus dem Brunnen meiner Seele“
oder in der Sekundärliteratur „ Lied des Lebens“ inhaltsreiche, zum Nachdenken animierende Lektüre.

Sein letztes Gedicht, per Hand geschrieben, drei Wochen vor seinem Tod am 24. Dezember 1987

 

An späten Tagen

Ich knüpfte manche zarte Bande,
doch vieles ging so schnell zu Bruch,
mir stand kein Glück am Wegesrande,
wenn meine große Stunde schlug.

Hart hat das Schicksal zugeschlagen,
als ich vermeintlich glücklich war,
dann hab ich still das Kreuz getragen
durch Tau und Tag und manches Jahr.

Nun, da des Lebens Abendröte
mir weiter neue Tage schenkt,
weiß ich im stillen Dankgebete,
Gott hat doch alles wohl gelenkt.

Er ebnete mir meine Pfade
als Prüfling hier und Erdengast
und schenkte Kraft mir und auch Gnade
bei täglich stiller Morgenrast.

Er legte still in meine Seele
der Lyrik großen Edelstein
und dann ein Lied in meine Kehle
und den Trumpf vom Glücklich sein.

Und jetzt an meinen späten Tagen
sag ich besinnlich „Dankeschön“.
Die Zeit war reich an Not und wagen
jetzt kann  ich ruhig schlafen gehen!

Fritz Kukuk 5.12.1987

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